Beschwerden
Die Wechseljahre sind eine Zeit des Wandels. Neben körperlichen Veränderungen kann sich auch dein emotionaler und psychischer Zustand verändern. Eine häufige Begleiterscheinung sind Stimmungsschwankungen. Diese können von leichten negativen Emotionen bis hin zu intensiveren Gefühlen von Angst, Reizbarkeit oder Traurigkeit reichen. Es ist wichtig zu verstehen, dass diese emotionalen Veränderungen ein normaler Teil des Wechseljahresprozesses sein können. Hier erfährst du mehr über Stimmungsschwankungen und erhältst Anregungen, wie du mit ihnen umgehen kannst.
Stimmungsschwankungen sind schnelle und unvorhersehbare Wechsel von Emotionen. Diese Veränderungen können von positiven zu negativen Emotionen und umgekehrt reichen. Jede von uns kennt das – manchmal reicht eine Kleinigkeit aus, um schlechte Laune zu bekommen. Andersherum kann schon eine kleine Geste oder ein Gespräch helfen, die Stimmung zu heben. Nicht immer ist ersichtlich, warum sich unsere Emotionen verändern. Stimmungsschwankungen sind menschlich und dass man nicht zu jeder Tageszeit und in jedem Moment glücklich und zufrieden ist, ist völlig normal.
Im Zusammenhang mit den Wechseljahren können Stimmungsschwankungen eine breite Palette von Emotionen und Empfindungen umfassen. Unvorhergesehene Traurigkeit, Melancholie und Unsicherheit gehören dazu. Reizbarkeit kann auch eine Rolle spielen. Dabei reagiert man in belastenden und stressigen Situationen, die sonst eher gut gemeistert werden, plötzlich emotionaler und ungeduldiger. Diese Ungeduld kann sich durch eine gewisse Form von Unruhe, Nervosität oder ein Gefühl von Angst bemerkbar machen. Wutausbrüche und eine erhöhte Aggressivität, die möglicherweise unverhältnismäßig sind oder aus geringfügigen Anlässen entstehen, gehören ebenfalls zu möglichen Emotionen, auch wenn diese eher selten vorkommen.
Stimmungsschwankungen können von Frau zu Frau stark variieren, und nicht alle erleben jede dieser Emotionen in den Wechseljahren. Einige Frauen können milde und gelegentliche Stimmungsänderungen erleben, während andere intensivere Symptome erfahren können. Es ist wichtig zu erkennen, dass Stimmungsschwankungen oft im Zusammenhang mit dieser Lebensphase stehen, und nach der Menopause auch wieder abflachen können. Doch es gibt auch andere Ursachen, auf die wir später eingehen werden.
Auch hier spielen die hormonellen Schwankungen während der Wechseljahre, insbesondere Östrogen und Progesteron, eine Rolle. Sie steuern verschiedene Bereiche im Gehirn an, die für die Stimmung verantwortlich sind und haben Auswirkungen auf das Glückshormon Serotonin. Ein niedriger Serotoninspiegel kann z. B. mit Depressionen und Angstzuständen in Verbindung gebracht werden.
Doch nicht immer liegen Stimmungsschwankungen an den Wechseljahren. Auch ein stressiger Alltag oder bestimmte Konfliktsituationen können sie hervorrufen. Außerdem gibt es Erkrankungen, die die Stimmung verändern – meist in Zusammenhang mit weiteren körperlichen oder psychischen Beschwerden. Dazu zählen u.a. die Schilddrüsenüber- oder unterfunktion, ein Nährstoffmangel (z.B. Eisenmangel) oder eine Depression.1
Stimmungsschwankungen sind zeitlich begrenzte Veränderungen der Stimmung, die schnell kommen und auch schnell wieder gehen können. Sie sind also nicht von Dauer und es gibt in den meisten Fällen einen erkennbaren Grund, der sie ausgelöst hat.
Depressive Verstimmungen sind Phasen, in denen sich vereinzelte Symptome einer Depression zeigen. Sie dauern aber kürzer an und zeigen eine mildere Ausprägung als bei einer depressiven Episode.
Eine tatsächliche Depression ist in Abgrenzung dazu eine erstzunehmende psychische Erkrankung und zur Diagnose gehören bestimmte Symptome. Die Hauptsymptome einer Depression sind eine gedrückte, depressive Stimmung und ein Mangel an Freude oder ein Interessenverlust. Sie kann sich außerdem durch Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Schlafstörungen bemerkbar machen. Nicht jedes Symptom kommt bei allen Betroffenen vor und eins alleine macht keine Depression aus. Falls allerdings mehrere der Symptome zusammenkommen und über mehr als zwei Wochen anhalten, ist eine Depression wahrscheinlich und sollte durch ärztliche Unterstützung abgeklärt werden.2
Zwar erhöhen die hormonellen Veränderungen das Risiko für Stimmungsschwankungen. Da deine Lebensweise jedoch auch einen Einfluss auf die Stimmung und deine Emotionen hat, kannst du selbst gegensteuern. So bist du vielleicht seltener betroffen oder kommst besser durch eher schwierige Tage. Wir wollen dir ein paar Tipps mit an die Hand geben.
1. Gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und genügend Schlaf können dazu beitragen, das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern und Stimmungsschwankungen zu mildern.
2. Stressbewältigung: Stress kann Stimmungsschwankungen verschlimmern. Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga, Achtsamkeitsübungen oder progressive Muskelentspannung können dabei helfen, Stress abzubauen.
3. Selbstfürsorge: Nimm dir Zeit für dich selbst und übe Aktivitäten aus, die dir Freude bereiten. Dass kann dazu beitragen, die Stimmung zu heben. Lesen, Spaziergänge, Kunst, Musik oder andere Hobbys können als Ablenkung dienen.
4. Unterstützung suchen: Offener Austausch mit Partner:innen, Freund:innen oder Familienmitgliedern kann entlastend und der Austausch mit Frauen in ähnlichen Situationen ebenfalls hilfreich sein.
5. Professionelle Hilfe: Wenn Stimmungsschwankungen stark belasten und Anzeichen für eine Depressionen vorhanden sind, ist eine ärztliche oder psychotherapeutische Abklärung sinnvoll. Therapeutische Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie oder Antidepressiva können bei der Bewältigung helfen.
Habe Geduld mit dir selbst! Die Wechseljahre sind eine natürliche Phase des Lebens, und es ist wichtig, sich selbst Zeit zu lassen und zu akzeptieren, dass Stimmungsschwankungen Teil dieses Prozesses sein können.
Jede Frau ist einzigartig, daher kann es hilfreich sein, verschiedene Ansätze auszuprobieren, um herauszufinden, welche am besten zu deiner individuellen Situation passt. Solltest du aber unter starken oder anhaltenden Stimmungsschwankungen leiden oder weitere körperliche oder psychische Symptome haben, kann dies auf eine Depression hinweisen. Dann ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um angemessene Unterstützung zu erhalten.
Diagnostiziert ein Psychiater oder eine Psychiaterin eine Depression, dann können als Behandlungsansätze je nach Schweregrad eine Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie) oder Antidepressiva verschrieben werden. Oft hilft eine Kombination aus beiden Therapieformen. Welches Verfahren notwendig oder erwünscht ist, müssen Betroffene stets gemeinsam mit ihren behandelnden Ärzten besprechen.5
Wichtig zu wissen: Die Wechseljahre sind eine Phase, in der die mentale Gesundheit besonders anfällig für Veränderungen sein kann. Es besteht ein höheres Risiko für depressive Störungen als bei Frauen, die sich noch nicht in den Wechseljahren befinden. In manchen Fällen können depressive Symptome die ersten Anzeichen für den Beginn der Wechseljahre sein. Das kann übersehen und nicht in Zusammenhang miteinander gebracht werden. Bei Symptomen, die auf eine Depression hindeuten, sollte man diese Möglichkeit im Hinterkopf behalten. Fühlst du dich also oft niedergeschlagen oder antriebslos, sprich am besten mit deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin, aber auch mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin darüber.6
Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten – dies hängt auch von der Ursache der Depression, ihrem Schweregrad und dem Zeitpunkt ihres Auftretens ab. Es gibt Hinweise darauf, dass eine HRT bei leichten Depressionen hilft, die mit den hormonellen Schwankungen im Zusammenhang stehen. So scheint eine HRT positive Effekte auf Stimmung und Verhalten vor allem in der Perimenopause – der Zeit mit den stärksten hormonellen Schwankungen – zu haben. Neben der Anwendung über die Haut gibt es aber noch viele weitere Möglichkeiten, wie die Hormone vom Körper aufgenommen werden können. Kläre gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin ab, ob eine HRT bei dir helfen könnte.3,6,7
1 Musial N et al. Focus 2021 Aug; 19(3): 330-337
2 Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention. Diagnose der Depression. Verfügbar unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/was-ist-eine-depression/diagnose-der-depression (Letzter Zugriff: September 2023).
3 WebMD. The Emotional Roller Coaster of Menopause. Verfügbar unter: https://www.webmd.com/menopause/emotional-roller-coaster (Letzter Zugriff: September 2023).<o:p></o:p>
4 Santaro N et al. Endocrinol Metab Clin North Am 2015; 44(3): 497–515.
5 Nationale VersorgungsLeitlinie Unipolare Depression –
Langfassung, Version 3.2. 2022. Verfügbar unter: https://www.leitlinien.de/themen/depression/ (Letzter Zugriff: September 2023).
6 Stute P. Psyche in und nach den Wechseljahren – Einfluss einer Hormonersatztherapie. Verfügbar unter: https://cmemedipoint.de/wp-content/uploads/2022/10/3745_HRT_CME_WEB.pdf (Letzter Zugriff: September 2023).
7 Gordon JL und Girdler SS. Current Psychatry Rep 2014; 16: 517.