Keine Angst vor den Wechseljahren – Tipps und Therapien von Freundinnen für Freundinnen

Behandlung

Pflanzliche Arzneimittel


Die Kraft der Natur

Während der Wechseljahre sinkt der Östrogenspiegel im weiblichen Körper, was zu den typischen Symptomen führen kann. Als Alternative zu einer klassischen Hormonersatztherapie haben viele Frauen den Wunsch ihre Beschwerden auf natürliche Weise zu lindern. Dabei stellen pflanzliche Arzneimittel eine beliebte Option da. Wir wollen dir zeigen, welche Unterschiede es zwischen pflanzlichen Arzneimitteln und anderen Mitteln gibt, welche Präparate dir bei Beschwerden wie Hitzewallungen oder Gelenkschmerzen helfen können und worauf du außerdem noch achten solltest.

Was sind pflanzliche Arzneimittel?

Pflanzliche Arzneimittel, auch Phytopharmaka, sind aufgearbeitete Bestandteile von Pflanzen – meist in Pulverform oder als Extrakt. Anders als chemisch-synthetisch hergestellte Wirkstoffe, die nur aus einer Substanz als Reinstoff oder einer Kombination aus wenigen bestehen, enthalten pflanzliche Arzneimittel eine Mischung aus den Bestandteilen der jeweiligen Pflanze. Sie gelten als natürlich und gesund, was aber nicht bedeutet, dass sie wirksamer oder besser verträglich als klassische Medikamente sind.

Welche Unterschiede gibt es zwischen pflanzlichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln?

Pflanzliche Arzneimittel

Pflanzliche Arzneimittel dienen also dem Zweck Krankheiten oder krankhafte Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit werden durch klinische Studien und strenge regulatorische Vorgaben geprüft. Sie müssen durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen werden und danach weiter durch Behörden und Pharmaunternehmen überwacht. So kann man z. B. schnell auf noch nicht bekannte Nebenwirkungen reagieren.1

Welche pflanzlichen Arzneimittel helfen bei meinen Beschwerden?

Je nachdem, welche Beschwerden dich belasten, kannst du auf unterschiedliche pflanzliche Arzneimittel zurückgreifen. Wir haben dir eine Übersicht mit einigen hilfreichen Informationen zusammengestellt.

Traubensilberkerze (Cimicifuga) ist das am besten erforschte pflanzliche Mittel gegen Wechseljahresbeschwerden. Es kann Hitzewallungen entgegenwirken, sollte allerdings immer ärztlich begleitet eingenommen werden, da bei längerer Einnahme (> 3 Monate) eventuell das Risiko für Leberschäden steigt. Frauenmantel und Salbei hemmen die Schweißbildung und können bei Hitzewallungen, die mit Schweißausbrüchen einhergehen, helfen.2,3,4

Baldrian ist wahrscheinlich das bekannteste Mittel, wenn man mal nicht in den Schlaf findet. Es wirkt beruhigend und kann bei Einschlafstörungen helfen. Hopfen wirkt ebenfalls beruhigend und ist schlaffördernd. Bei leichtem Stress und Erschöpfung können die Blüten und das Öl des Lavendel zum Einsatz kommen. Eine warme Badewanne mit Lavendel als Badezusatz kann dir vielleicht helfen, zur Ruhe zu kommen.5,6,7

Hier können dir Mönchspfeffer, Frauenmantel oder Schafgarbe helfen.8,9,10

Öle wie Rosmarin-, Eukalyptus- oder Pfefferminzöl können bei leichten Gelenk- oder Muskelschmerzen auf der Haut angewendet werden. Salben aus Brennnesselblättern und Beinwell wirken durchblutungsfördernd und können ebenfalls bei leichten bis mittelstarken Gliederschmerzen helfen.11,12,13,14,15

Leidest du an einer immer wiederkehrenden Blasenentzündung, kannst du versuchen, deine Beschwerden mit Bärentraubenblättern (nicht länger als eine Woche und max. 5 Mal im Jahr), Kapuzinerkressekraut und Meerrettichwurzel zu lindern. Außerdem hilft es viel über den Tag verteilt zu trinken. Hier können Tees auf Basis von Brennnessel, Birkenblättern und Löwenzahn zusätzlich dazu beitragen, die Urinmenge zu erhöhen und die Harnwege durchzuspülen, damit sich keine Bakterien festsetzen.15,16,17,18

Was sind Phytoöstrogene?

Phytoöstrogene sind pflanzliche Stoffe, die eine östrogenähnliche Struktur haben. Sie sind keine Hormone, aber sie können an Östrogenrezeptoren binden und dadurch einige Wirkungen von Östrogen imitieren oder blockieren. Dadurch erhofft man sich ähnliche Effekte wie bei einer klassischen Hormonersatztherapie.
Phytoöstrogene können in die Ernährung integriert werden, da sie in unterschiedlicher Konzentration in vielen Lebensmitteln vorkommen. Gute Quellen sind z. B. Soja, Leinsamen, Sesam, Kichererbsen und andere Hülsenfrüchte. Anders als bei der Hormonersatztherapie ist die Wirksamkeit der meisten Phytoöstrogene jedoch nicht belegt.

Unser Tipp: Du kannst Nahrungsmittel, die viele Phytoöstrogene enthalten, für eine gewisse Zeit in deinen Speiseplan integrieren und schauen, ob das bei der Linderung deiner Wechseljahresbeschwerden hilft. Solltest du nach 3 Monaten keine Verbesserung bemerken, ist es besser wieder aufzuhören, da die Risiken einer längeren Einnahme nicht ausreichend untersucht sind. Sprich davor am besten auch mit deinem Arzt oder deiner Ärztin darüber.19

Kleines Lexikon: Phytopharmaka & Co.

Es kursieren viele Begrifflichkeiten, die sich rund um Medikamente und andere Mittel zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden drehen. Das kann schnell verwirrend und unübersichtlich werden. Wir geben dir einen kurzen Überblick über wichtige Definitionen und Unterschiede.

Pflanzliche Arzneimittel sind Präparate, welche die jeweilige Pflanze oder deren Bestandteile enthalten. Sie kommen auf Grundlage naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zur Behandlung von Krankheiten zum Einsatz.20

Nahrungsergänzungsmittel sind keine Arznei- sondern Lebensmittel. Sie enthalten Vitamine, Mineralstoffe oder Spurenelemente in konzentrierter Form und werden als Tabletten oder Kapseln verkauft. Sie dienen der Ergänzung einer ausgewogenen Ernährung, haben aber keine Wirkung wie Arzneimittel.21

Homöopathische Präparate sind Mittel, die auf Grundlage der homöopathischen Lehre hergestellt werden. Sie werden aus einer Grundsubstanz durch vielfache Verdünnung («Potenzierung») hergestellt. Die Wirkung homöopathischer Mittel ist umstritten, da durch die zunehmende Verdünnung im Endprodukt nur sehr geringe bis kaum nachweisbare Wirkstoffmengen enthalten sind und ihre Wirksamkeit nicht durch Studien belegt ist.22

Phytoöstrogene gehören zu den sogenannten sekundären Pflanzenstoffen. Sekundäre Pflanzenstoffe kommen in allen pflanzlichen Lebensmitteln vor. Die Phytoöstrogene sind eine Untergruppe, die eine östrogenähnliche Struktur aufweisen und daher eine ähnliche, wenn auch geringere, Wirkung wie körpereigenes Östrogen haben können. Zu den wichtigsten Phytoöstrogenen unserer Ernährung zählen Isoflavone (z.B. in Hülsenfrüchten oder Rotklee) und Lignane (z.B. in Leinsamen).23,24,25

Bioidentische Hormone sind Arzneimittel, welche die gleiche Struktur wie körpereigene Hormone haben, also mit ihnen strukturell übereinstimmen. Anders als der Name vermuten lässt, müssen sie nicht aus natürlichen, biologischen Stoffen hergestellt sein. Die meisten bioidentischen Hormone werden synthetisch oder halbsynthetisch hergestellt. Die bioidentischen Hormone, die bei einer Hormonersatztherapie zum Einsatz kommen, können z.B. aus der Yams-Wurzel gewonnen werden.26,27

1 Kooperation Phytopharmaka. Pflanzliche Arzneimittel | Nahrungsergänzungsmittel mit pflanzlichen Inhaltsstoffen. Ähnlich aber nicht gleich.  Verfügbar unter: https://www.koop-phyto.org/wp-content/uploads/2021/06/koop-broschuere-nahrungsergaenzungsmittel.pdf (Letzter Zugriff: September 2023)

2 Arzneipflanzenlexikon. Traubensilberkerze. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=22 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

3 Arzneipflanzenlexikon. Frauenmantel. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=93 (Letzter Zugriff: September 2023).

4 Arzneipflanzenlexikon. Salbei. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=17 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

5 Arzneipflanzenlexikon. Baldrian. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=26 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

6 Arzneipflanzenlexikon. Hopfen. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=8 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

7 Arzneipflanzenlexikon. Lavendel. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=43 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

8 Arzneipflanzenlexikon. Mönchspfeffer. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=81 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

9 Arzneipflanzenlexikon. Frauenmantel. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=93 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

10 Arzneipflanzenlexikon. Schafgarbe. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=89 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

11 Arzneipflanzenlexikon. Rosmarin. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=45 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

12 Arzneipflanzenlexikon. Eukalyptus. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=54 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

13 Arzneipflanzenlexikon. Pfefferminze. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=15 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

14 Arzneipflanzenlexikon. Beinwell. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=87 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

15 Arzneipflanzenlexikon. Brennnessel. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=67 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

16 Leitlinienprogramm DGU, AWMF: Interdisziplinäre S3 Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Kurzersion 2017. Verfügbar unter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/043-044k_S3_Harnwegsinfektionen_2017-05.pdf (Letzter Zugriff: September 2023).

17 Arzneipflanzenlexikon. Birke. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=4 (Letzter Zugriff: Oktober 2023).

18 Arzneipflanzenlexikon. Löwenzahn. Verfügbar unter: https://arzneipflanzenlexikon.info/index.php?de_pflanzen=122 (Letzter Zugriff: Oktober 2023). 

19 Broschüre profamilia. https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Reihe_Aelterwerden/wechseljahre.pdf (Letzter Zugriff: September 2023).

20 Gesundheitsindustrie BW. Phytopharmaka. Verfügbar unter: https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/dossier/phytopharmaka-mit-naturstoffen-krankheiten-bekaempfen (Letzter Zugriff: September 2023).

21 Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Nahrungsergänzungsmittel. Verfügbar unter: https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/01_Lebensmittel/03_Verbraucher/04_NEM/NEM_node.html (Letzter Zugriff: September 2023).

22 DocCheck. Homöopathikum. Verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Hom%C3%B6opathikum (Letzter Zugriff: September 2023).

23 Spektrum der Wissenschaft. Phytoöstrogene. Verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/phytooestrogene/7013 (Letzter Zugriff: September 2023).

24 Spektrum der Wissenschaft. Isoflavonoide. Verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/isoflavonoide/4518 (Letzter Zugriff: September 2023).

25 Spektrum der Wissenschaft. Lignane. Verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/ernaehrung/lignane/5337 (Letzter Zugriff: September 2023).

26 PharmaWiki. Bioidentische Hormone. Verfügbar unter: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Bioidentische%20Hormone (Letzter Zugriff: September 2023).

27 UKE Gynäkologie. Bioidentische Hormone. Verfügbar unter: https://www.uke.de/dateien/zentren/ambulanzzentrum/dokumente/flyer/20200811_flyer_bioidentischehormone_8seitig_online.pdf (Letzter Zugriff: September 2023).

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