Keine Angst vor den Wechseljahren – Tipps und Therapien von Freundinnen für Freundinnen

Du machst dir Gedanken, was in den Wechseljahren auf dich zukommt? Erfahre alles was du wissen musst.

Gemeinsam mit Sandra informieren (42)

Du steckst in der Menopause?

Tipps und Tricks von Nicole (48)

Du fragst dich, was Fachleute über Therapien und Forschung zu erzählen haben?

Claudia (57) stellt dir Therapiemöglichkeiten vor

Die Wechseljahre - eine neue Lebensphase

BESCHWERDEN IN DEN WECHSELJAHREN: KEIN GRUND ZUR SORGE

Die Wechseljahre sind keine Krankheit, sondern ein ganz natürlicher Prozess, der eine neue Lebensphase einläutet. Weil sich der Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Progesteron und Estrogen in dieser Zeit stark verändert, kann es zu Symptomen wie Hitzewallungen oder Schweißausbrüchen kommen. Ob und wie stark Frauen unter Wechseljahresbeschwerden leiden, ist individuell sehr verschieden. Fest steht allerdings: Rund zwei Drittel aller Frauen leiden unter den Folgen der Hormonumstellung.

WELCHE BESCHWERDEN DICH IN DEN WECHSELJAHREN ERWARTEN KÖNNEN

Viele Frauen haben in den Wechseljahren mit wiederkehrenden Hitzewallungen zu kämpfen. Meistens breitet sich plötzlich eine Hitzewelle über Gesicht, Hals und Körper aus und erscheint in den ungünstigsten Momenten. Das Gesicht rötet sich und es folgt ein Schweißausbruch, der einige Minuten anhält, danach setzt oft ein Frösteln ein. Das kann mehrmals pro Tag vorkommen und ist von Frau zu Frau individuell. Auch Schlafstörungen gehören zu den gängigen Symptomen von Wechseljahren und sind ganz normal.

Therapiemöglichkeiten für die Wechseljahre

Die Hormonersatztherapie – Symptome behandeln!

Ist „natürlich“ auch gesünder? Pflanzliche Präparate:

Viele Frauen haben den Wunsch, ihre Beschwerden in den Wechseljahren zunächst mit pflanzlichen Präparaten in Schach zu halten. Dahinter steckt die Annahme, dass „pflanzlich“ gleich „natürlich und gesund“ bedeutet. Das suggeriert einem, dass die Präparate daher harmloser und verträglicher seien.

Leider ist das nicht zwangsläufig der Fall, denn viele pflanzliche Substanzen haben ebenso Nebenwirkungen, wie Medikamente. Zum Beispiel kann Johanniskraut für Magen- und Darmprobleme sorgen oder die Wirkung der Antibabypille abschwächen.

Was verbirgt sich unter den Phytoöstrogenen?

Die Phytoöstrogene gehören ebenfalls zu den pflanzlichen Vertretern. Ihre Wirkstoffe haben östrogenartige Eigenschaften wie Isoflavone, Lignan oder Flavinoide. Man findet sie in Soja, Rotklee, Leinsamen, Hopfen oder Rotwein. Das bedeutet nicht, dass du 2 Liter Bier oder Rotwein am Tag trinken solltest - doch viele Frauen schwören auf das Essen von Sojaprodukten bei Hitzewallungen. Inwieweit dass jedoch nur Placebo ist, lässt sich nicht genau sagen, denn nur etwa ein Drittel der westlichen Frauen können Isoflavone überhaupt verstoffwechseln. Das ist einer der Gründe, weshalb pflanzliche Mittel nicht für jede Frau in der Menopause geeignet sind.

Was sind SERMs und wie wirken Sie?

Es gibt Stoffe, die zwar keine Hormone sind, im Körper jedoch eine ähnliche Wirkung entfalten. Die kleinen Stoffe wurden bisher auch in der Krebstherapie eingesetzt und werden „selektive Östrogenrezeptor-Modulatoren“, kurz SERMs, genannt.
Derzeit wird an einer neuen Generation SERMs geforscht, die Wechseljahresbeschwerden beseitigen und auch vor Osteoporose schützen sollen, ohne jedoch das Brustkrebsrisiko zu erhöhen. Ein erster Wirkstoff ist bereits in Tablettenform zugelassen - allerdings nur zur Behandlung von Scheidentrockenheit.

Antidepressiva gegen Wechseljahrsbeschwerden?

Es gibt Wirkstoffgruppen, die bei menopausalen Beschwerden jenseits ihres typischen Anwendungsbereichs eingesetzt werden können. Dazu gehören auch Medikamente, die sonst bei Depressionen genutzt werden. Der Gedanke dahinter ist, dass Antidepressiva helfen können, die Symptome der Wechseljahre einzudämmen, da nicht nur die Geschlechtshormone Östrogen und Gestagen für Hitzewallungen und Co. verantwortlich sind. Auch andere Botenstoffe im Gehirn, die sogenannten Neurotransmitter wie Serotonin, können Wechseljahressymptome auslösen, wenn sie nicht ausreichend vorhanden sind. Zu einem Mangel kann es jedoch auch ganz natürlicherweise kommen. So zeigen Studien, dass Antidepressiva nicht nur den möglichen depressiven Verstimmungen entgegenwirken, sondern auch die Häufigkeit von Hitzewallungen senken können.  Natürlich kann nur dein Arzt oder deine Ärztin entscheiden, ob im Einzelfall eine derartige Anwendung dieser Produkte therapeutisch in Betracht kommt.

Was ist die Hormonersatztherapie?

Wenn deine Hormone in der Menopause absinken, kannst du sie mit einer Hormonersatztherapie wieder ausgleichen und so deine Beschwerden lindern. Durch Sie können etwa starke Hitzewallungen gelindert werden - nicht nur in der Häufigkeit, sondern auch der Intensität. Zusätzlich werden Symptome wie Scheidentrockenheit, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gelenkprobleme und nicht zuletzt die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, durch die Hormongabe deutlich gebessert. Die Hormonersatztherapie bietet also vielen Frauen in den Wechseljahren eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität. Sie gilt als anerkannte Behandlungsweise und wird von vielen Ärzten und Ärztinnen empfohlen. Sie kann transdermal (über die Haut als Spray, Pflaster oder Gel) oder auch oral (als Tablette) verabreicht werden.

Hormone und was sie bewirken

Wenn die Hormone in der Menopause aus dem Gleichgewicht geraten, werden die Symptome für einige Frauen zu einer echten Belastung. Doch wie kann es sein, dass mit dem Mangel eines bestimmten, klitzekleines Hormons der ganze Körper durcheinandergerät? Nun, so klein Hormone auch sein mögen, so sind sie doch an wichtigen Prozessen im Körper beteiligt. Dinge wie Blutdruck, Verdauung, Körpertemperatur… alles wird von den winzig kleinen Helferlein auf Befehl des Gehirns geregelt. Ein Mangel oder eine Umstellung der Hormone, wie sie in den Wechseljahren der Fall ist, kann also weitreichende Auswirkungen haben. Dabei ist es wichtig zu beachten, wofür die einzelnen Hormone gut sind: Östrogene zum Beispiel spielen eine wichtige Rolle bei der Regulation des Herz-Kreislauf-Systems wie dem Blutdruck. Auch die Knochenstruktur, der Wasserhaushalt, die Leberfunktion sowie die Gerinnungseigenschaften und Temperaturregulation können davon profitieren. Herrscht ein Mangel sind z.B. ein hoher Blutdruck, hohe Cholesterinwerte und Hitzewallungen die Folge. Dem Gestagen Progesteron hingegen wird nachgesagt, dass es eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung mentaler Belastungen wie depressiven Verstimmungen spielt. Wenn seine Produktion in den Wechseljahren nachlässt, kommen daher Stimmungsschwankungen und depressive Tiefphasen als Symptome dazu. Auch bei Frauen die eine Hysterektomie, also eine Gebärmutterentfernung hinter sich haben, sollte bedacht werden, dass diesen ein vorzeitiges Eintreten der Wechseljahre droht. Da der Körper entweder aufgrund der Mitentfernung der Eierstöcke keine Östrogene oder Gestagene mehr produziert oder die Eierstöcke schneller ihre Funktion quittieren können, sollte in Erwägung gezogen werden, eine Hormonersatztherapie durchzuführen, um mögliche Symptome zu lindern. Dabei gilt es darauf zu achten, dass sich in diesem Fall eine Monotherapie möglich ist, also eine Behandlung mit einem reinen Östrogenpräparat eignet. Bei Frauen die jedoch ihre Gebärmutter noch haben, müssen Kombinationspräparate aus Gestagen und Östrogen verwendet werden. Hierbei sollte jedoch bedacht werden, dass jedes Gestagen auch einen anderen Einfluss haben kann - dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin sollte also genau darauf achten was du bei einem solchen Präparat benötigst. Als letztes wichtiges Hormon im Bunde gilt das Testosteron. Das männliche Sexualhormon kommt natürlicherweise auch im weiblichen Körper vor und kann deine Libido mitunter stark beeinflussen. Mach dir also keine Sorgen, wenn du in der Menopause auf einmal weniger Lust auf Sex hast, das ist ganz normal. Stört dich die „Flaute im Bett“ hingegen extrem, sprich deine Gynäkologin oder deinen Gynäkologen darauf an. Mehr zum Thema Sexualität in den Wechseljahren findest du im Übrigen hier.
 

Die orale Hormonersatztherapie

Die orale Hormonersatztherapie beschreibt die Darreichungsform als Tablette. Du kannst dir das also ähnlich vorstellen wie bei der Einnahme einer Verhütungspille. Dabei ist es so, dass die orale Gabe sich aufgrund ihrer Reise durch den Körper häufig nicht für Patientinnen mit speziellen Vorerkrankungen eignet. Denn damit das Hormon an Ort und Stelle wirken kann, muss es erst einmal aufgenommen werden. Auf seiner Reise passiert es die Leber, in der es einen speziellen Effekt hat, denn: Die Leber sorgt bei der Verstoffwechselung der Tablette dafür, dass Abbauprodukte entstehen. Diese können das Thromboserisiko zusätzlich fördern, welches ohnehin durch die Einnahme von Hormonen erhöht sein kann – insbesondere wenn weitere Risikofaktoren, wie mangelnde Bewegung, Rauchen und erbliche Prädispositionen vorliegen. Um dich optimal beraten zu lassen, solltest du stets mit deinem behandelnden Gynäkologen oder deine Gynäkologin sprechen um herauszufinden, ob sich eine orale Therapie für dich und deine Bedürfnisse eignet.

Die transdermale Hormonersatztherapie

Bei der transdermalen Verabreichung erfolgt die Gabe der Hormone über die Haut. Dazu bieten sich verschiedene Gels, Pflaster oder auch Hormonsprays an. Die Abgabe der Hormone in den Blutkreislauf erfolgt langsam und kontinuierlich. Der Wirkstoff unterliegt bei der Verstoffwechselung durch die Leber somit keinem First-Pass-Effekt, was wiederrum das Thromboserisiko positiv beeinflussen kann – jedoch nicht aufhebt. Wichtig zu wissen ist, dass das grundsätzlich für eine Hormonersatztherapie notwendige Gestagen bei der transdermalen Hormonersatztherapie zusätzlich oral eingenommen werden muss. Dies gilt für alle Frauen, die noch eine Gebärmutter haben. Das hat zur Folge, dass es die Gebärmutterschleimhaut schützt und so schonend dem Krebsrisiko entgegenwirkt. Sprich am besten mit deinem Gynäkologen oder deine Gynäkologin darüber, welche Darreichungsform sich für ganz persönlich für dich eignet.

Individualität als Schlüssel zum Erfolg

Wenn die gynäkologische Praxis eines aus der WHI-Studie gelernt hat, dann: Keine Frau ist gleich! Und das ist gut so, denn so können du und dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin gemeinsam die bestmögliche Therapieform für dich und deine individuellen Beschwerden in den Wechseljahren auswählen. Dabei gilt es unter allen Möglichkeiten abzuwägen und sich gemeinsam über Anwendung, Hormondosis und Therapiebeginn zu beraten. Heutzutage nennt man diesen therapeutischen Ansatz die „individualisierte Therapie“. Dabei spielen sowohl der persönliche Lebensstil der Frau, als auch ihre individuellen gesundheitlichen Risiken eine Rolle. Für eine gesunde Frau ohne jegliche familiäre Vorbelastung kann eine orale Therapie eine gute Option sein. Dennoch sollte jede Form der Hormonersatztherapie als Risiken-Nutzen-Abwägung gesehen werden: Leidest du an Übergewicht oder sind dir Thrombosen und Schlaganfälle bereits aus der Familie bekannt, solltest du Vorsicht walten lassen. Bei jenen und weiteren Risikofaktoren, wie beispielsweise Nikotinkonsum, könnte für dich persönlich die transdermale Hormonersatztherapie, in Form von Spray, Pflaster oder Gel, mit weniger Risiken verbunden sein. Sprich bei einer solchen Entscheidung einfach mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin - er oder sie kann dir Rede und Antwort stehen und die für dich beste Therapieform auswählen.

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Croissant

Hintergründe, Fakten
und Mythen

Hormonchaos: Die Wechseljahre und ihre Symptome

Es gibt zahlreiche bekannte und weniger bekannte Beschwerden, die mit den Wechseljahren zusammenhängen können – sowohl körperliche als auch seelische. Nicht jede Frau leidet jedoch in gleichem Ausmaß unter den Beschwerden. Umso wichtiger ist es, für jede Betroffene eine passende, individuelle Therapie zu finden. Damit das gelingt, wird dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin zunächst herausfinden wollen, unter welchen Symptomen du leidest und wie stark deine Beschwerden sind. Wenn du dir unsicher bist, können dir auch entsprechende Fragebögen, Apps oder Tagebücher dabei helfen, Häufigkeit und Stärke von Symptomen einzuordnen und deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen mitzuteilen. Notiere dir daher welche der folgenden Symptome wann und wie häufig auftreten.

So unterschiedlich die Symptome und deren Ausprägung sein können, so individuell ist auch der Leidensdruck. Dabei ist es egal, ob du die körperlichen oder die seelischen Beschwerden als belastender findest – beides ist vollkommen normal. Vergleiche dich nicht mit Freundinnen, denn jede Frau und ihre Lebensumstände sind verschieden. Mit einer gesunden Lebensweise, bestehend aus Bewegung, Entspannung, Schlaf und einer ausgewogenen Ernährung kannst du deine Lebensqualität fördern. Sollte der Leidensdruck in der Menopause jedoch zu groß werden sprich vertrauensvoll mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin – diese:r wird wissen was zu tun ist und dich darin unterstützen, dass du dich schon bald wieder richtig behaupten kannst.

 

  • Blutungsstörungen
    In den Wechseljahren kann es passieren, dass deine Blutungen unregelmäßiger werden. Da dein Zyklus unregelmäßiger wird, kann es zu Zwischenblutungen oder besonders starken Blutungen kommen. Letztere sind oftmals ein erstes Anzeichen für die beginnenden Wechseljahre.
  • Hitzewallungen
    Hitzewallungen sind das wohl bekannteste und gleichzeitig gefürchtetste Symptom der Wechseljahre. Sie äußern sich in Form von der „fliegenden Hitze“, die wiederum einen Schweißausbruch nach sich zieht. Dabei setzt ein intensives Hitzegefühl ein, was von Kopf, Hals, Brust oder Armen ausgeht.
  • Schlafstörungen
    Guter Schlaf ist essenziell für das eigene Wohlbefinden. Wenn du in den Wechseljahren unter Schlafproblemen leidest, ist das jedoch ganz normal und hängt mit den Hormonen zusammen, die gerade in deinem Körper Achterbahn fahren. Auch psychische Faktoren können einen sowieso schon leichten Schlaf beeinträchtigen. Lass dich davon jedoch nicht entmutigen - du stehst das durch!
  • Depressive Verstimmungen
    Schlechte Laune haben wir alle Mal. Doch in den Wechseljahren kann es sein, dass du dich häufiger als sonst betrübt fühlst. Das ist ganz normal und nichts, wofür du dich schämen solltest. Das verändernde Hormonlevel und psychosoziale Faktoren können dazu beitragen, dass du depressive Verstimmungen entwickelst. Achte also jetzt ganz besonders auf dich und tu nur das, was dir gut tut.
  • Probleme beim Geschlechtsverkehr
    Wenn der Estrogenpegel in den Wechseljahren abfällt, kann das zu einer trockenen Scheidenschleimhaut und zu Schmerzen beim Sex führen. Diese Beschwerden setzen glücklicherweise erst später in den Wechseljahren ein, sind jedoch nicht weniger unangenehm. Abhilfe kannst du durch befeuchtende Cremes schaffen.
  • Gelenkbeschwerden
    Gelenkbeschwerden werden als Wechseljahresbeschwerden noch diskutiert, da nicht immer sicher ist, ob es sich nicht um normal Abnutzungserscheinungen handelt. Sie gelten jedoch als recht verbreitet unter Frauen in den Wechseljahren und können auch mit dem sinkenden Östrogenspiegel zusammenhängen. Lass dich von deinem Arzt oder deiner Ärztin untersuchen, um eine reguläre Abnutzung auszuschließen.
  • Körpergewicht und Haut
    In den Wechseljahren verlangsamt sich dein Stoffwechsel. Das hat den Nachteil, dass du nun dein Essverhalten anpassen musst, wenn du nicht zunehmen willst. Auch die Haut verliert aufgrund der Hormonumstellung an Elastizität und kann trocken werden. Sorge also für reichhaltige Feuchtigkeitscremes und eine ausgewogene Ernährung - damit beugst du Alterserscheinungen am besten vor.

 

Eine Reise durch die Zeit: Entstehung der Hormonersatztherapie

Eine Therapieoption bei starken Wechseljahresbeschwerden kann auch die Hormonersatztherapie sein. Im Laufe der Zeit hat diese Therapieform viele Höhen und Tiefen erlebt. Ihren Anfang hatte sie bereits in den 1920er- und 1930er-Jahren, als erste Hormonpräparate hergestellt und vertrieben wurden. Dabei wurde dem Estrogen, das hauptsächlich aus dem Urin schwangerer Frauen gewonnen wurde, die erfolgreiche Behandlung klimakterischer Beschwerden nachgesagt. Mitte der 1940er kam dann das erste Präparat in Tablettenform in den USA auf den Markt. Dafür wurde das Estrogen aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen – dieses kam als sogenanntes konjugiertes equines Estrogen (kurz CEE) noch lange zum Einsatz.

In den 1960-er Jahren wurde auch in wissenschaftlichen Untersuchungen die Wirksamkeit der Hormonersatztherapie nachgewiesen. So konnte gezeigt werden, dass die Verabreichung von Estrogen den belastenden Hitzewallungen Einhalt gebot. Die Hormonersatztherapie wurde als wahrer Jungbrunnen angepriesen, der ewige Schönheit, ein langes Leben und sexuelle Lust garantieren sollte. Doch schon bald kam die Wende: In den 70-er Jahren wurde klar, dass unter der Östrogenanwendung vermehrte Fälle von Gebärmutterschleimhautkrebs auftraten. Mediziner und Patientinnen wurden unsicher und die Therapie geriet in Verruf.

 

Diese negative Sichtweise der Hormonersatztherapie änderte sich als man herausfand, dass das Gelbkörperhormon Progesteron den Gegenspieler zum Estrogen darstellt. Ab sofort wurde nun Progesteron zum Schutz der Gebärmutterschleimhaut eingesetzt. Da dieses Gestagen synthetisch hergestellt werden konnte, folgte ein erneuter Aufschwung der Therapie. Die Hormone wurden bis in die 90er-Jahre großzügig Frauen in der Menopause angeboten und fand hohen Anklang, da sie vor Osteoporose, Alzheimer-Demenz, Herzinfarkt oder Schlaganfall schützen sollten. Problematisch war jedoch, dass sowohl der Hormondosis, als auch der Therapiedauer keine Grenzen gesetzt waren.

 

2002 wurde die Women’s-Health-Initiative-Studie (WHI-Studie) veröffentlicht und die Hormonersatztherapie erlitt einen herben Rückschlag: Die Studie revidierte die erhoffte Schutzwirkung der Hormone vor verschiedenen Erkrankungen und zeigte auf, dass die Frauen, welche mit Östrogenen und Gestagenen behandelt wurden, im Gegensatz zu denjenigen, die ein Scheinpräparat (Placebo) erhalten hatten, häufiger Herzinfarkte oder Thrombosen erlitten und häufiger an Brustkrebs erkrankten. Dieser Schock brannte sich tief in das Gedächtnis der Frauen, Mediziner und Medizinerinnen. Bis heute beeinflussen die Studienergebnisse das öffentliche Bild der Hormonersatztherapie. Doch mittlerweile liegen neue Studienergebnisse vor und die Therapiemethoden haben sich in den letzten 30 Jahren enorm weiterentwickelt - dein Gynäkologe oder deine Gynäkologin kennen die neusten Studienergebnisse und können Dich zu Erfahrungen aus der gynäkologischen Praxis beraten.

 

Heute weiß man, dass in der WHI-Studie zahlreiche Fehler das Ergebnis beeinflussten. Die Teilnehmerinnen waren zumeist älter als durchschnittliche Wechseljahrespatientinnen und häufig mit Vorerkrankungen oder Risikofaktoren belastet. Auch die Auswahl der Teilnehmerinnen war fragwürdig, denn Frauen mit Hitzewallungen sollten zwar besonders von der Therapie profitieren, wurden in der Studie jedoch nicht als Probandinnen genutzt. Zudem erhielt jede Frau das gleiche Hormonpräparat in der gleichen Dosierung – unabhängig von ihrem Alter, ihren Beschwerden oder davon, ob sie rauchten, Alkohol tranken oder Übergewicht hatten. Somit ist es wenig verwunderlich, dass die Ergebnisse der Studie negativer ausfielen als erwartet. Es ist daher falsch, die Hormonersatztherapie als solche zu fürchten, denn heute wirst du vor dem Einsatz dieser Therapie genauestens untersucht, um mögliche Risiken auszuschließen. Erst danach entscheidet deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe, ob bei deinen Wechseljahressymptomen eine Hormonersatztherapie infrage kommt. Dabei werden Risiko und Nutzen genauestens abgewogen.
Heute wissen wir, dass die Hormontherapie eine präventive Wirkung haben kann, um diese voll auszuschöpfen gilt es einige Dinge zu beachten:

  • Beginne ruhig früh genug damit, dich über eine Hormonersatztherapie zu informieren – Du solltest nicht jahrelang unter den Beschwerden der Menopause leiden müssen!
  • Sprich deinen Gynäkologen oder deine Gynäkologin darauf an, dass er oder sie eine für Dich geeignete, möglichst nebenwirkungsarme Therapieoption wählt.
  • Lass dich über die für dich richtige Anwendungsform beraten – es gibt Gels, Pflaster oder Sprays, die auf die Haut aufgetragen werden können, sowie oral einzunehmende Präparate wie Tabletten.
  • Besprich mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin, wie ihr die Therapiedauer möglichst kurz gestaltet.

 

Gerüchte rund um die Wechseljahre

Wie bei den meisten gesundheitlichen Phänomenen ranken sich um die Wechseljahre viele Mythen und Spukgeschichten. Einige sorgen vielleicht dafür, dass du verunsichert bist, deshalb räumen wir hier mit den Gerüchten auf und erzählen dir, was wahr ist und was nicht.

Dieses ist in der Tat der Fall. Denn ungefähr ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Knochendichte eines Menschen kontinuierlich ab. Bei Frauen wird dieser Prozess durch den Östrogenmangel in den Wechseljahren verstärkt, weshalb eine Osteoporose als eine Folgeerscheinung der Wechseljahre gilt. Doch nicht bei jeder Frau kommt es zu einem krankhaften Knochenabbau und somit zu einer Osteoporose. Dabei spielen auch Faktoren wie einseitige Ernährung, Bewegungsmangel, die Einnahme bestimmter Medikamente und erbliche Erkrankungen hinzu. Beginnen deine Wechseljahre sehr früh, kann sich die lange Phase des Hormonmangels negativ auf die Knochendichte auswirken und die Gefahr für Knochenbrüche erhöhen.

 

Diese Aussage ist selbstverständlich falsch. Die Wechseljahre sind kein gesundheitliches Problem per se, sondern ein ganz natürlicher Abschnitt im Leben jeder Frau. Die hormonellen Veränderungen der Menopause führen zwar zu teilweise erheblichen körperlichen und seelischen Beschwerden mit möglichen Auswirkungen auf Alltag und Lebensqualität, dennoch ist die betroffene Frau nicht krank - ebenso wie ein pubertierender Teenager nicht krank ist. Doch trotzdem musst du dich nicht mit den Symptomen abfinden! Erkundige dich einfach nach deinen individuellen Behandlungsmöglichkeiten.

 

Das lässt sich nicht so einfach pauschalisieren. Durch den Östrogenmangel kann zwar das Risiko für verschiedene Erkrankungen steigen, aber nicht jede Frau ist davon betroffen. Es gibt viele weitere Risikofaktoren, die das Krebs- und Herzinfarktrisiko erhöhen. Dazu gehören Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen. Da Östrogene eine schützende Wirkung auf verschiedene Organe haben, kann durch ihren Mangel das Risiko für diverse Erkrankungen steigen. Deshalb solltest du auf einen gesunden Lebensstil achten und so das Risiko für Erkrankungen in und nach den Wechseljahren möglichst niedrig halten.

 

Nun ja, schön wäre es. Aber wie lange die Wechseljahre andauern und damit auch die Symptome, ist sehr verschieden und nicht vorhersehbar. Manche Frauen haben Glück und leiden nur kurz oder kaum unter Beschwerden, bei anderen dauert diese Phase bis zu zwölf Jahre an. Aber: Keine Panik! Die durchschnittliche Dauer der Menopause liegt bei etwa sieben Jahren, wobei die Intensität der Symptome schwankt. Insbesondere die Phase mit den Hitzewallungen kann einfach etwas länger andauern, da diese für gewöhnlich auch bereits vor der letzten Monatsblutung einsetzt.

 

Dieser Trugschluss hat schon die ein oder andere Frau überrascht und zu einem späten Babyglück geführt. Natürlich nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft mit dem Alter rapide ab, doch ganz ausgeschlossen werden kann sie nicht. Denn auch wenn die Abstände zwischen deinen Zyklen immer größer werden – solang du noch Blutungen hast, können funktionsfähige Eizellen heranreifen. Wenn dein Kinderwunsch also bereits abgeschlossen ist, greif besser zum Verhütungsmittel deines Vertrauens oder sprich deine Gynäkologin auf geeignete Verhütungsmittel an.

 

Das ist nicht ganz richtig. Natürlich wirken Hormone, rein nüchtern betrachtet, bei Wechseljahresbeschwerden. Denn sie ergänzen, was dem Körper gerade fehlt und die Symptome verursacht. Doch der Bedarf, eine Hormonersatztherapie anzuwenden, hängt insbesondere davon ab, wie sehr du unter deinen Wechseljahren leidest. Stimme Dich daher bei hohem Leidensdruck mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin ab. Vielen Frauen helfen bei leichten Beschwerden pflanzliche Präparate. Beachte hier jedoch, dass einige von ihnen im Körper ebenfalls wie Hormone wirken und somit nicht für jede Frau geeignet sind. Auch bedeutet „pflanzlich“ nicht gleich „harmlos“. Denn bioidentische können ebenfalls Nebenwirkungen haben und es fehlen oftmals Langzeitstudien.

 

Die Wechseljahre: Ein Tabuthema?

Zwar sind die Wechseljahre inzwischen medizinisch belegt, doch für viele Frauen nach wie vor ein Tabuthema – vielleicht ja auch für dich? Leider rührt dies aus der Geschichte heraus, denn bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Wechseljahresbeschwerden bei Frauen häufig bagatellisiert oder falsch interpretiert. Häufig wurden sie als Zustand körperlicher und emotionaler Instabilität gesehen, obwohl diese bereits 1837 erstmals in der Fachliteratur der westlichen Welt dokumentiert wurden. Allerdings wurden zu dieser Zeit Frauenbeschwerden generell eher missverstanden und mit Besorgnis betrachtet. Die Monatsblutung sei „ein Abfluss sündiger Körperflüssigkeiten (Giftstoffe), welche Krankheiten hervorrufen können, wenn sie nicht abgeführt werden.“ Dieser Prozess fiele mit dem Ausbleiben der Regelblutung aus. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Beschwerden dann als „unangenehme Symptome“ geschildert, die „alarmierend und schmerzhaft sind, häufige traurige Folgen nach sich ziehen, jedoch selten letal (tödlich) sind.“ In der Literatur wurden sowohl körperliche, als auch psychische Beschwerden beschrieben. Häufig kamen Begriffe wie „schwere Geistesgestörtheit (Paranoia)“ oder „Melancholie“ zum Einsatz. Erst 1929 wurde ein Zusammenhang zwischen Hitzewallungen und Hormonen der Eierstöcke in Betracht gezogen. Dennoch wurde weiterhin vermutet, dass sich Symptome mit einer „gesunden Einstellung des Geistes“ bessern könnten.

1965 wurde endlich der genaue Zusammenhang zwischen Wechseljahresbeschwerden und den Veränderungen in den Hormonspiegeln erkannt und die entsprechenden Schlüsse gezogen. Somit diskutierten Mediziner und Medizinerinnen ab sofort die Vor- und Nachteile einer Hormontherapie mittels Östrogens. Der Ansatz war zwar richtig, änderte jedoch nicht das Denken der breiten Masse. So wurden Stimmen laut, welche einen Mord als Folge der Menopause betrachteten. Auch zerbrochene Beziehungen und Unstimmigkeiten oder gar Hass zwischen Ehepartnern wurden in dieser Zeit der Menopause zugeschrieben. Erst in den 1970er und 1980er Jahren kam durch vermehrte Forschung das so lang erhoffte Verständnis für die Befindlichkeiten einer Frau in den Wechseljahren. Von nun an wurden diese als reguläre physiologische Veränderung im Leben einer Frau angesehen, ähnlich der Pubertät. In den letzten zwei Dekaden konnte die Forschung schlussendlich dazu beitragen, dass die Prozesse und Zusammenhänge der Wechseljahre verstanden wurden und effektive Therapien wie die Hormonersatztherapie entwickelt werden konnten. Dennoch ist die Geschichte tief in den Köpfen der Menschen verankert, weshalb sich einige Frauen nach wie vor für ihre Wechseljahre schämen. Umso wichtiger ist es, Aufklärung zu betreiben und so dafür zu sorgen, dass negative Gefühle wie Scham in Zukunft der Vergangenheit angehören. Also sprich bei der nächsten Mädelsrunde doch einmal ganz offen darüber ­– das kann nicht nur erleichternd für dich, sondern auch für deine Freundinnen sein.

 

Dass körperliches Wohlbefinden und anhaltende Leistungsfähigkeit auch mit zunehmendem Alter keine Luxusgüter sein sollten, verstehst du sicher ganz genau. Es ist toll, dass Frauen sich dieses mittlerweile zugestehen und wissen, dass sie, auch wenn sie in den Wechseljahren sind, einen Anspruch auf Lebensqualität und Freude haben. Das Frauen diese heutzutage aktiv einfordern, liegt vor allem am modernen Frauenbild. Als Frau bist du heute glücklicherweise nicht mehr dazu verpflichtet „nur“ Hausfrau und Mutter zu sein, sondern hast auch die Chance, auf Wunsch deine Karriere, deine Familie oder anderweitige Projekte in Angriff zu nehmen. Dabei ist es wichtig, dass für alle Wege Akzeptanz da ist: Es ist vollkommen legitim, sich im Beruf, in der Familie oder anderweitig verwirklichen zu wollen, ohne sich von Wechseljahresbeschwerden den Wind aus den Segeln nehmen zu lassen. Egal für welchen Weg du dich entscheidest, du solltest trotz des Älterwerdens die Möglichkeit haben, deinen beruflichen und privaten Alltag mit Spaß und Kraft auszuüben. Und dazu solltest du dich voller Selbstbewusstsein den Wechseljahren stellen!

 

Mythen rund um die Hormonersatztherapie

„Nur Hormone helfen“

Das ist ein Mythos, den man nicht pauschal beantworten kann. Der Bedarf eine Hormonersatztherapie zu beginnen hängt von dir und deinen Beschwerden ab und variiert zudem von Frau zu Frau. Je stärker also der individuelle Leidensdruck in der Menopause ist, desto eher solltest du gemeinsam mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin über eine Hormontherapie nachdenken. Wichtig ist, dass du nicht im Stillen deine Beschwerden erträgst, sondern aktiv mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin sprichst, sodass ihr gemeinsam den besten Weg für dich findet.

Dieser Mythos ist glücklicherweise falsch. Wechseljahresbeschwerden können zwar nach einem frühzeitigen Abbruch der Therapie erneut auftreten, wird die Behandlung aber so lang wie nötig fortgesetzt, sind danach keine hormonellen Probleme zu erwarten. Daher solltest du die Therapie nicht eigenmächtig absetzen, sondern mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin sprechen und die Therapie ggf. „ausschleichen“.

 

Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, kann durch eine Hormontherapie beeinflusst werden. Besonders eine kombinierte Therapie aus Östrogen und Gestagen kann zu einer leichten Erhöhung des Brustkrebsrisikos führen. In diesem Fall ist insbesondere die Art des Gestagens entscheidend. Manche „älteren“ Gestagene haben ein höheres Risiko und werden daher heutzutage in der gynäkologischen Praxis seltener verschrieben, beziehungsweise kommen in modernen Präparaten nicht mehr vor. Ein Kombinationstherapie aus Östrogen und Gestagen wird bei allen Frauen verwendet, die noch eine vollständige Gebärmutter haben. Eine Monotherapie die ausschließlich Östrogen enthält, wird bei Frauen verwendet, die eine Hysterektomie (Gebärmutterentfernung) hatten. Eine Monotherapie birgt ein geringeres Brustkrebsrisiko, kann jedoch die Wahrscheinlichkeit eines Gebärmutterschleimhautkrebs erhöhen. Dies ist jedoch aufgrund des nicht vorhandenen Uterus nicht mehr relevant. Bedenke zudem, dass die Hormone nicht der alleinige Risikofaktor für Brustkrebs sind. Aspekte wie Erblichkeit, Übergewicht, Alkoholkonsum und Rauchen beeinflussen dieses ebenfalls.

 

Dieser Mythos ist falsch! Denn „pflanzlich“ bedeutet nicht gleich „harmlos“. Denn auch pflanzliche Präparate können starke Nebenwirkungen wie Allergien, Magen-Darm-Beschwerden, Schwellungen im Gesicht, Gelbsucht und ein erhöhtes Risiko von Leberschäden mit sich bringen. Oftmals gibt es für die Wirksamkeit pflanzlicher Mittel noch keine Studienerkenntnisse. Die bisherigen Untersuchungen liefern keine eindeutigen Ergebnisse, doch einige zeigen bereits, dass die Wirkung pflanzlicher Präparate oftmals nur gering ausfällt. Zudem ist zu beachten, dass einige der pflanzlichen Mittel im Körper ebenfalls wie Hormone wirken und daher nicht für jede Patientin geeignet sind. Es gibt jedoch auch Produkte, die sich bei Hitzewallungen bewährt haben. Dazu zählt vor allem die Traubensilberkerze, welche Studien zufolge bei schwachen bis mittelstarken Hitzewallungen helfen kann. Sie wirkt sich zudem positiv auf den Knochenstoffwechsel und die Scheidenschleimhaut aus.

 

Verständlicherweise können einen die Begriffe „naturidentisch“ oder „bioidentisch“ etwas verwirren. Bei entsprechenden Präparaten wird damit geworben, dass diese Hormone exakt die gleiche Struktur haben wie die körpereigenen weiblichen Hormone Östrogen und Progesteron. Das Grundgerüst dieser naturidentischen oder bioidentischen Hormone wird oftmals aus Pflanzen gewonnen - damit es jedoch optimal vom Körper verstoffwechselt werden kann, muss das Präparat in einem finalen Herstellungsschritt chemisch fertiggestellt werden. Bioidentische oder naturidentische Hormone sind also sowohl natürlich, als auch teilsynthetisch.

 

Sexualität in den Wechseljahren

Sexualität kennt kein Alter – Punkt. Auch wenn die Sexualität im Leben immer wieder Schwankungen unterliegt, verschwindet sie doch niemals ganz. Denn Sexualität bedeutet auch, den Wunsch nach Liebe, Zuneigung und körperlicher Nähe auszuleben. Doch vielleicht hast du Sorge, dass du mit zunehmendem Alter etwas „einrostest“ und dein Sexleben nicht mehr so tiefenentspannt genießen kannst wie zuvor. Sollte das der Fall sein: Mach dir bitte keine Sorgen! Solche Phasen sind ganz normal und können auch damit zusammenhängen, wie leistungsfähig oder attraktiv du dich fühlst. Und das kann natürlich durch mögliche Wechseljahresbeschwerden beeinflusst werden und geht vorbei. Falls deine veränderte Sexualität jedoch zu einer großen psychischen Belastung wird, solltest du in jedem Fall mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprechen. Diese:r weiß was zu tun ist.
Aber, wir wollen ja nicht den Teufel an die Wand malen! Viele Frauen sind nach ihren Wechseljahren auch froh über ihren neuen, sexuellen Lebensabschnitt und freuen sich, endlich nicht mehr mit Themen wie der Regelblutungen und Empfängnisverhütung konfrontiert zu werden. Falls du Kinder hast, kann deren Auszug ebenfalls sehr positiv auf deine Partnerschaft wirken - schließlich musst du dir nun keine Sorgen mehr machen, dass jemand hereinkommt, wenn du und dein Partner oder deine Partnerin wild knutschend in der Küche stehen oder sich gemeinsam einer ausgiebigen Dusche widmen. Als kleiner Tipp: Es wurde nachgewiesen, dass Frauen auch nach den Wechseljahren sexuell genuss- und orgasmusfähig bleiben. Also genieß das Älterwerden in vollen Zügen und nimm es gelassen.
Und falls deine Libido nach der Menopause tatsächlich dauerhaft nachlässt und dich das nicht sonderlich stört ist das auch okay! Jede Frau ist individuell und hat ein Recht auf eine freie Sexualität ohne verurteilt zu werden - ganz egal ob in den Wechseljahren, davor, oder darüber hinaus.
 

Natürlich können sich die Wechseljahre auch eher unschön auf dein Sexualleben auswirken. Der Östrogenmangel kann nämlich zu Hautveränderungen führen, die natürlich auch die empfindliche Vaginalhaut nicht außenvorlassen. So kann es zu einer zunehmenden Scheidentrockenheit kommen, die schnell unangenehm wird. Durch das fehlende, wasserbindende Östrogen wird die empfindliche Schleimhaut nicht nur trockener, sondern auch dünner und verletzlicher. Durch die verringerte Schleimhautdicke (vaginale oder urogenitale Atrophie genannt), können Schmerzen beim Toilettengang und beim Sex auftreten. Besonders während des Geschlechtsverkehrs können kleinste schmerzhafte Einrisse der Schleimhaut entstehen und den Spaß schnell schwinden lassen. Einige Frauen können zudem eine Blasenschwäche oder häufige Blasenentzündungen entwickeln, die ebenfalls das Sexleben beeinträchtigen können. Wichtig ist, dass du in solchen Fällen mit deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin sprichst, damit sie dir helfen können. Außerdem solltest du mit deinem Partner oder deiner Partnerin sprechen und ihr ehrlich sagen, wie es dir geht - er oder sie wird es bestimmt verstehen.

 

Dass eine Frau in den Wechseljahren keine Lust mehr auf Sex hat, muss nicht zwangsläufig an Schmerzen liegen. Im Gegenteil: Es ist ganz normal, wenn bei einigen Frauen die Lust mit der Zeit nachlässt. Denn Lust und sexuelles Begehren sind unter anderem vom Status deiner Hormone abhängig - das Geschlechtshormon Testosteron, welches auch in jedem weiblichen Körper zu finden ist, sorgt für sexuelles Begehren. Sinkt dieses jedoch in den Wechseljahren, kann die Lust schnell mal verschwinden.

Sexuelle Unlust hat in vielen Fällen nichts damit zu tun, dass die Frau ihren Partner oder ihre Partnerin nicht mehr liebt. Oftmals geht eine regelmäßige Sexua­lität einfach im stressigen Alltag unter oder die Frau fühlt sich nicht mehr so attraktiv wie früher. Wenn dann noch die Beschwerden der Wechseljahre hinzukommen, rückt die Sexualität vorerst weiter in den Hintergrund. Auch, wenn diese Zeit schwierig ist: Bitte setze dich nicht unter Druck. Je mehr du darauf wartest und versuchst zu erzwingen wieder Lust zu empfinden, desto schlechter wird es klappen. Es gibt zudem viele weitere Möglichkeiten, sich dem Partner oder der Partnerin auch ohne Sex nahe zu fühlen. Ihr könntet neue Dinge unternehmen und gemeinsam einen Heißluftballonflug machen, euch ein Musical ansehen oder gemeinsam eine neue Sportart ausprobieren. Versuche einfach, diese Zeit so zu nehmen wie sie kommt und dir gegebenenfalls Hilfe zu suchen.

 

Viele Frauen sind sich unsicher, ob sie mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin über ihre schwächer werdende Libido sprechen sollen. Dabei spielen Faktoren wie die Angst vor Unverständnis, Desinteresse oder Verurteilung durch den Partner oder die Partnerin eine Rolle. Doch Stopp! Du solltest dich niemals schämen oder dafür schuldig fühlen müssen, wenn deine sexuelle Lust nachlässt - das ist schließlich ganz normal und ein klassisches Symptom der Wechseljahre. Trotz alle dem solltest du den Grund für dein weniges sexuelles Interesse nicht geheim halten, sondern offen mit deinem Gegenüber sprechen. Auch sie oder er hat verdient, zu wissen, dass es nicht an ihm oder ihr selbst liegt. Suchst du immer wieder Ausflüchte oder vermeidest im schlimmsten Fall sogar ganz die Kommunikation mit deinem Partner oder deiner Partnerin, wird eure Beziehung darunter leiden. Vertraust du dich ihm oder ihr hingegen an, könnt ihr gemeinsam einen Weg finden, damit ihr beide mit der Situation der Wechseljahre zurechtkommt und im besten Falle schon bald wieder ein beschwerdefreies Sexleben genießen könnt. Vielleicht versteht deine bessere Hälfte dich ja besser, als du denkst.
Im Übrigen kann auch der Mann unter sexuellen Problemen leiden, wenn seine Potenz nachlässt - für ihn gilt es also ebenso, sich dir dahingehend anzuvertrauen, wie für dich.

 

Mit Power durch die Wechseljahre

WERTVOLLE TIPPS & TRICKS

Mit Bewegung den Alltag meistern

Wer einen gesunden und bewegten Lebensstil verfolgt, dem fällt es meist leichter, sich gegen die lästigen Beschwerden der Menopause zu wappnen. Doch besonders der Zeitfaktor schreckt oftmals ab, denn seien wir mal ehrlich: Nach einem langen Arbeitstag wirkt die Couch wesentlich verlockender als die Sportmatte. Doch nicht immer bedeutet aktiv zu sein, sich nach Feierabend einem straffen Sportprogramm zu widmen und stöhnend dem Ende der nächsten Übung entgegenzufiebern.
Wie wäre es stattdessen, die Bewegung ganz natürlich in deinen Alltag einzubauen? Du könntest zum Beispiel eher die Treppe als den Aufzug nehmen und auch entspannende Gartenarbeit zählt als Bewegung. Wer gern spazieren geht, kann sich vornehmen, Erledigungen zu Fuß zu machen oder täglich 20 Minuten zu spazieren. Dabei können dir Hörbücher helfen, die Zeit wie im Flug vergehen zu lassen. Und wer weiß: Vielleicht ist dein Hörbuch dann so spannend, dass du ganz vergisst, wie weit du gelaufen bist.

Balance als Schlüssel einer ausgewogenen Ernährung

Hand auf’s Herz: Wir wissen alle, dass Vollkornreis gesünder ist als Pizza und Schokolade. Doch ausgewogen und gesund zu essen fällt oftmals schwer: Mangelnde Zeit zum Kochen, fehlende Inspiration in der Küche, oder schlichtweg ein Partner, dem beim Gedanken an Brokkoli und Co. schon der Appetit vergeht. Doch trotz all dieser Herausforderungen sollte ein leckeres und gesundes Gericht ein paar Mal die Woche auf euren Tellern landen. Das steigert nicht nur deine Lebensqualität, sondern die enthaltenen Nährstoffe können dir helfen, die Wechseljahresbeschwerden einzudämmen. Natürlich darfst du auch sündigen und dir ein leckeres Stück Kuchen oder einen Teller Nudeln mit Sahnesoße gönnen. Doch bedenke dabei, dass sich dein Stoffwechsel ab sofort verändert und dein Energiebedarf in den Wechseljahren sinkt – du benötigst also nicht mehr so viele Kalorien wie zuvor.

Vorsorge ist besser als Nachsorge

Um sicherzugehen, dass deine Wechseljahresbeschwerden keine anderen Ursachen haben, solltest du die regelmäßige medizinische Vorsorge nutzen. Dazu gehören Blutuntersuchungen, Ultraschall, EKG und eine Mammografie. Die Untersuchungen finden bei den jeweiligen Fachärzten statt und sollen ernsthafte Erkrankungen wie Krebs ausschließen. Deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe kann dich dahingehend beraten. Diese Vorsorgemaßnahmen werden je nach Altersgruppe von Ärzten bzw. Ärztinnen und den Krankenkassen empfohlen. In den meisten Fällen werden die Kosten dafür übernommen.

Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)

Was klingt wie ein stacheliges Tier, beschreibt individuelle Vorsorgeleistungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden, jedoch in manchen Fällen durchaus sinnvoll sind. Für Frauen können beispielsweise Ultraschalluntersuchungen der Brust oder des Unterleibs, ein HIV-Test oder ein Abstrich auf Humane Papillomviren (HPV) hilfreich sein, um Krankheiten frühzeitig zu entdecken und zu behandeln. Um herauszufinden, ob solch eine Selbstzahlerleistung für dich sinnvoll ist, solltest du dich von deinem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin beraten lassen. Die Leistung wird nur auf deinen Wunsch nach schriftlicher Einwilligung durchgeführt. Solltest du deinen Gynäkologen oder deine Gynäkologin aufgrund akuter Beschwerden aufsuchen, werden diese Leistungen selbstverständlich von der Krankenkasse bezahlt.

Strahlende Haut trotz Wechseljahren

Ein Blick in den Spiegel zeigt: Die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren beeinflussen auch die Haut. Der Estrogenmangel bewirkt, dass sie weniger Wasser bindet und daher trockener wird und an Spannkraft verliert. Dagegen helfen Aminosäuren. Aus diesen werden Kollagen und Elastin gebildet die dabei helfen können, den Symptomen der Wechseljahre entgegenzuwirken. Für strahlende Haut solltest du daher aminosäurenreiche Kost wie fettarmes Fleisch, Fisch, Hülsenfrüchte und Sauermilchprodukte wie Joghurt und Buttermilch zu dir nehmen.

Das Osteoporose-Risiko senken

Wenn sich dein Estrogenspiegel verringert, kann das Risiko für eine Osteoporose steigen. Eine kalziumreiche Ernährung kann den Folgen des Estrogenmangels entgegenwirken und stärkt den Knochen. Besonders reich an Kalzium sind Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte, sowie Gemüsesorten wie etwa Brokkoli, Fenchel und Lauch.

Ommmmm….mehr Wohlbefinden und Entspannung

Um das Wohlbefinden zu steigern, können regelmäßige Entspannungsübungen in den Wechseljahren hilfreich sein. Besonders bewährt haben sich vor allem autogenes Training, Yoga oder Meditationsübungen. Die Übungen tragen dazu bei, dass deine Psyche sowie wichtige Körperfunktionen gestärkt werden und Hitzewallungen minimiert werden können.

Süße Träume: Ausreichend schlafen

Wer ausgeschlafen ist, kann sich den Herausforderungen des Tages besser stellen. Das gilt vor allem in den Wechseljahren, wenn das Nervenkostüm ohnehin dünner ist. Achte deshalb auf genügend Schlaf – die meisten Erwachsenen benötigen sieben bis acht Stunden, um sich ausgeschlafen zu fühlen. Gegen Schlafprobleme helfen Einschlafrituale wie ein entspannendes Bad, eine Tasse Kräutertee, ein Hörbuch sowie ein regelmäßiger Schlafrhythmus.

Entspannen mit Powernapping

Gönne dir, wenn möglich, ein Mittagsschläfchen. Das Powernapping, wie das Nickerchen auch genannt wird, kann dir dabei helfen Stress abzubauen.  Dafür solltest du jedoch nicht länger als 15 bis 30 Minuten ins Schlummerland abtauchen. Wird der Schlaf zu tief, hat dein Körper Schwierigkeiten, nach dem Aufwachen wieder auf Trab zu kommen.

Anhaltendes Stimmungstief? Ab zum Profi!

Will sich die trübe Gemütslage gar nicht bessern, solltest du den Gang zum Gynäkologen oder zur Gynäkologin nicht scheuen. Diese:r kann feststellen, ob dein Stimmungstief ausschließlich durch die hormonellen Veränderungen begründbar ist, oder du eine von der Menopause unabhängige Depression entwickelt haben könntest. Dementsprechend gestalten sich auch die Therapiemaßnahmen.

Der Grat zwischen einer depressiven Verstimmung aufgrund der Wechsel­jahre und einer ernst zu nehmenden Depression kann sehr schmal sein. Deshalb ist es wichtig, den Ursachen starker negativer Gefühle auf den Grund zu gehen und sie gege­benenfalls zu behandeln.
Merk dir daher: Psychische Probleme sind keine Banalität, du solltest dich also nicht schämen, dir Hilfe zu suchen!

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